Einfach erklärt

Wie man in diesem Video schon erkennen konnte, geht es in der Sensorischen Integration um Spaß, Bewegung und letztendlich um die Wahrnehmungsförderung unserer Sinne.

Insgesamt verfügen wir über 7 Sinne. Diese werden in Nahsinne, auch bekannt als Basissinne, und Fernsinne eingeteilt.

Unsere Fernsinne:

  • Sehsinn
  • Riechsinn
  • Geschmacksinn
  • Hörsinn

Unsere Nahsinne/Basissinne:

Aber was bedeutet jetzt der Begriff „Sensorische Integration“ genau?

Da dieser (noch) nicht sehr bekannt ist, möchte ich ihn hier einmal definieren.

Die Sensorische Integration (Abk. SI) ist ein unbewusster Vorgang, bei dem Sinnesreize aufgenommen, ins Gehirn weitergeleitet und anschließend verarbeitet werden.
(Ein Beispiel: Wir berühren mit unseren Händen und Fingern eine raue Baumrinde. Dieser Sinnesreiz wird unbewusst an unser Gehirn weitergeleitet und verarbeitet. Die Sensorische Integration macht es uns möglich, diesen Reiz zu verarbeiten und anschließend darauf zu reagieren. Wir ziehen z.B. unsere Hände weg, weil wir diesen Reiz als unangenehm empfinden, wir verknüpfen diese Beschaffenheit mit einem anderen Gegenstand, usw.)

Ute Junge hat vor einigen Jahren das Wahrnehmungshaus entwickelt, mit dem Ziel, die SI einfach zu erklären und zu veranschaulichen. Das Haus sollte es erleichtern, den Prozess der Sensorischen Integration besser verstehen zu können.

Das Wahrnehmungshaus ist aufgebaut wie ein Haus mit mehreren Stockwerken.
Die Sensorische Integration ist vergleichbar mit einem Hausbau, auch hier wird mit dem Fundament begonnen. Nur durch eine gut gefestigte Basis, die unsere 7 Sinne beinhaltet, können weitere Kompetenzen aufgebaut werden. Werden die Sinne jedoch nicht ausreichend angesprochen bzw. gefördert, so kann das Haus mit der Zeit wackelig werden. Bei Anforderungen von komplexeren Fähigkeiten (z.B.: in der Schule) können möglicherweise dann Defizite auffallen.
An einem Beispiel erklärt: Ein Kind hat Schwierigkeiten den Stift zu halten. Im Sinne der SI würde man in diesem Fall, anstatt stundenlangem Training der Stifthaltung, den Tastsinn und die Tiefenwahrnehmung mit diversen sensorischen Aktivitäten (Knete, Rasierschaum, Geisterschleim… ) fördern. Erst wenn die Basis (Tastsinn und Tiefenwahrnehmung) ausreichend gestärkt ist, kann sich der Baustein (Finger- und Feinmotorik), der sich im nächst höheren Stockwerk des Hauses befindet, entwickeln.

Die SI stellt eine Grundlage für das schulische Lernen und unser Sozialverhalten dar.
Für mich ist daher die SI die beste „Schulvorbereitung“ die es gibt.

Sensomotorische Wahrnehmungsförderung ist daher für ALLE Kinder SInnvoll, nicht nur für Kinder mit speziellen Wahrnehmungsproblematiken.

Ein gelungene Wahrnehmungsförderung kann man daran erkennen, dass es jede Menge Spaß macht und es so aussieht, als würden wir „nur spielen“.

Hier noch ein paar Fakten zur Sensorische Integration:

….fördert die Basissinne.

….ist die Grundlage für das schulische Lernen und unser Sozialverhalten.

….bedeutet sensomotorische Wahrnehmungsförderung. Darunter versteht man ein gutes Zusammenspiel
aller Sinne in Verbindung mit Bewegung und
bildet die Voraussetzung höhere Funktionen: Sprache, kognitive Leistungen (Lesen, Rechnen, Schreiben), Handlungsplanung, emotionale Stabilität.

…ist die Basis für eine gelungene Entwicklung. Höhere intellektuelle Funktionen (Lesen, Rechnen, Schreiben) entwickelt sich erst nach dem 7. Lebensjahr und sie entwickeln sich besser auf einer guten sensomotorischen Grundlage.

….ordnet, verarbeitet und verknüpft unsere Sinnesreize, damit wir darauf reagieren und uns verhalten können.

Ich möchte euch noch gerne meine Freundin SImone vorstellen.

Als ich SImone kennengelernte, war sie tollpatschig, stieß sich an Gegenständen oder anderen Kindern, konnte nicht ruhig sitzen und zappelte viel herum. Sie stolperte im Wald über den unebenen Boden und längere Spaziergänge waren für sie sehr anstrengend, da sie eine eher schlaffe Grundspannung hatte. Zudem zeigte sie wenig Schmerzempfinden. Sie spürte es kaum und reagierte nicht darauf, wenn ihr jemand auf die Füße stieg oder sie stürzte.
Auch Farbe, Matsch oder Dreck an den Händen mochte sie gar nicht. Die Raupe konnte ihre Kraft schwer kontrollieren und war daher sehr grob zu anderen Kindern. Darum gingen ihr diese immer öfter aus dem Weg. Beim Schreiben mit einem Stift drückte sie so fest auf die Unterlage, dass die Minen abgebrochen sind. SImone hatte eine sehr geringe Konzentrationsdauer und ebenfalls ein sehr geringes Selbstbewusstsein.

Ich bin wirklich froh, SImone kennengelernt zu haben. Durch verschiedene Aktivitäten der Sensorischen Integration konnte ich ihr helfen, dass sie sich zum Schmetterling entwickelt hat.
Sie bekam ein besseres Gleichgewicht und die Unebenheiten und Wurzeln im Wald machten ihr keine Probleme mehr. Sie stieß auch an keine Kinder an und konnte ihre Kraft besser dosieren. Wenn sie etwas malte, konnte man ihre Zeichnung gut erkennen, da sie mit dem Stift nicht zu leicht aber auch nicht zu fest andrückte. Sie konnte sich auch längere Zeit konzentrieren und sitzen bleiben. Durch die SI konnte sich richtig entfalten und erlangte eine richtige Lebensfreude!

Mit folgendem Zitat möchte ich meine kurze Reise in die Theorie der Sensorischen Integration beenden.

„Wer hohe Türme bauen will, muss lange beim Fundament verweilen.“

Anton Bruckner

SI ist für mich der Schlüssel für eine gute Entwicklung und die Grundlage für ein gelungenes Leben.


Wer gerne mehr darüber erfahren möchte, kann sich gerne melden. Ich freue mich, mit euch in die Welt der SI einzutauchen.